Bisher konnte man das Wort "Krise" noch vermeiden. Schließlich stimmen noch die Ergebnisse in den Pokalwettbewerben. Aber nach drei Unentschieden in Folge im Liga-Alltag mußte im Bayerischen Derby beim FC Augsburg unbedingt ein Sieg her. Aber was kam? Es setzte die erste Niederlage der Saison. 0:1. Nun vier Bundesliga-Spiele ohne Sieg. Es drängt sich der Verdacht auf, dass beim FC Bayern die Meisterschaft, der wichtigste Wettbewerb, nicht mehr so ernst genommen wird. Anders ist es nicht zu erklären, dass man gegen Inter Mailand und den FC Barcelona gewinnt, aber es gegen Mannschaften wie dem VfB Stuttgart oder FC Augsburg nicht reicht. Ein Problem der Einstellung? Dafür ist der Trainer verantwortlich. Zudem ist in den letzten Ligaspielen auffällig, dass der FC Bayern regelmäßig eine Vielzahl an Torchancen ungenutzt läßt. Eine Qualitätsfrage der Offensivspieler? Was wird im Training gemacht? Kein Torschußtraining? Zumindest was das Training angeht ist auch da der Trainer verantwortlich. Es wird auch immer deutlicher, dass dem FC Bayern vorne ein Goalgetter fehlt und dass der Verkauf von Robert Lewandowski ein schwerer Fehler war. Ein paar Spiele kann man einen Lewandowski ersetzen, wie zu Saisonbeginn oder auch schon hin und wieder in den letzten Jahren, aber auf Dauer sind die Tore von Lewandowski nicht zu kompensieren, vor allem erst recht, wenn man vorne keinen echten Stürmer drin hat. Warum Salihamidzic für seine Transferpolitik derart gefeiert wurde ist schlicht ein Rätsel. Der vorzeitige Lewandowski-Verkauf erweist sich immer mehr als großer Fehler, es wurde kein echter Welklassestürmer als Lewandowski-Ersatz geholt und die Neueinkäufe bleiben meist weit hinter den Erwsrtungen und Hoffnungen zurück. Mazroui, Gravenberch und Tel sind keine Verstärkungen, bestenfalls Ergänzungsspieler, de Ligt sorgt bislang nicht für die erhoffte Stabilität in der Abwehr und Mane erweist sich immer mehr als Fehleinkauf. Keine Bindung zum Spiel, kaum Torszenen und wenn, dann vergibt er kläglich. Er läuft seit Wochen seiner Form hinterher und ist eher ein Fremdkörper.
Auch Wechsel und Aufstellungen von Nagelsmann sind äußerst fraglich. In Augsburg brachte er bei Rückstand Verteidiger Stanisic für Offensivspieler Mane, während Angreifer Tel 90 Minuten auf der Bank saß. Völlig absurd und unverständlich.
Natürlich hätte der FC Bayern das Spiel in Augsburg gewinnen müssen bei klarer Überlegenheit und einem klaren Chancenplus. Natürlich war der Augsburger Sieg nicht verdient und mehr als glücklich. Aber wenn man seine vielen Torchancen zum wiederholten Male nicht nutzt und teils kläglich vergibt, dann kann man kein Spiel gewinnen und muß sich an die eigene Nase fassen.
In Augsburg waren bis auf Kingsley Coman, Lucas Hernandez und Bouna Sarr (alle verletzt) alle Mann an Bord. Mazroui bekam in der Defensive den Vorzug gegenüber Benjamin Pavard. Und Leon Goretzka bekam im Mittelfeld den Vorzug gegenüber Marcel Sabitzer. Serge Gnabry saß zunächst auf der Bank, dafür begann Jamal Musiala.
Den ersten ernsten Abschluß hatten die Augsburger durch Niederlechner, auf der anderen Seite kam Mane nicht am Augsburger Torwart vorbei. Nächste Gelegenheit auch für den FC Bayern durch Sane. Aber die Augsburger versteckten sich in der ersten Hälfte nicht. Dann wieder ein Augsburger Versuch durch Niederlechner. Jamal Musiala vergab die nächste Bayern-Chance. Dann eine gute Gelegenheit für die Augsburger durch Bauer. Vor der Pause hatten Thomas Müller und Musiala noch weitere Gelegenheiten für den FC Bayern. Es blieb aber torlos zur Pause. Der FC Bayern deutlich überlegen, aber in der ersten Halbzeit setzten die Augsburger den ein oder anderen Nadelstich.
Auch nach dem Wechsel unverändertes Bild. Der FC Bayern lief an, Augsburg verteidigte und wartete auf Konter. Mane mit einem Abschluß für den FC Bayern. Doch dann kam es so wie es fast kommen mußte. Aus dem Nichts gingen die Augsburger plötzlich durch Berisha in Führung. Kurz nach dem Rückstand Müller mit einer Möglichkeit für den FC Bayern. Dann Sane mit einer Chance. Da hätte der Ausgleich fallen müssen, aber wieder nichts. In der Schlußphase wurde es dann dramatisch. Zunächst hatte der eingewechselte Marcel Sabitzer eine gute Gelegenheit und dann kam die Nachspielzeit. Zwei Ecken für den FC Bayern und in beiden Fällen kam Manuel Neuer mit nach vorne. Bei beiden Ecken kam Neuer per Kopf an den Ball, scheiterte aber beide Male knapp. Es sollte einfach nicht sein. Am Ende stand eine bittere wie unnötige 0:1-Niederlage in Augsburg. Die Augsburger waren in der zweiten Hälfte nur einmal gefährlich vor dem Bayern-Tor und der Ball war drin. Unglaublich. Der FC Bayern dagegen blieb nach 87 Bundesliga-Spielen in Folge mit mindestens einem eigenen Treffer erstmals wieder (seit Februar 2020) ohne eigenen Treffer in einem Bundesligaspiel. Jede Serie geht einmal zu Ende.
Ist Nagelsmann noch der richtige um den FC Bayern wieder in die Spur zu bringen? Würden nicht zumindest bisher die Ergebnisse in den Pokalwettbewerben stimmen, dann würde Nagelsmann möglicherweise schon wackeln. Nach der nun anstehenden Länderspielpause geht es bis zur Fußball-WM noch richtig zur Sache. Die entscheidenden Spiele in der Gruppenphase der Champions League, u.a. nochmal gegen FC Barcelona und Inter Mailand, schwere Bundesligaspiele, u.a. gegen Bayer Leverkusen und gegen den SC Freiburg, sowie auswärts bei Borussia Dortmund und das Pokalspiel der 2.Runde beim FC Augsburg, gegen die der FC Bayern gerade verloren hatte. Wenn der FC Bayern nicht schnell wieder in die Spur findet, dann könnte es schon im Herbst sehr eng werden mit der Meisterschaft, dem wichtigsten Titel, und der Gewinn der elften Meisterschaft in Folge könnte in weite Ferne rücken. Schon jetzt ist der FC Bayern auf den fünften Tabellenplatz abgerutscht, der Rückstand auf Tabellenführer 1.FC Union Berlin beträgt bereits fünf Punkte und auch von hinten drücken eine ganze Reihe von Mannschaften. Der Rückstand zu Platz eins ist größer als der Vorsprung vor dem Tabellenmittelfeld. Thomas Tuchel wäre aktuell frei. Tuchel sollte man als Option ins Auge fassen. Tuchel hatte bei Paris St. Germain und dem FC Chelsea gezeigt, dass er große Vereine weit bringen und zu Erfolgen führen kann.
Jetzt ist erstmal Länderspielpause. Eigentlich der ideale Zeitpunkt zum Reagieren auf der Trainerposition. Nach der Länderspielpause geht es für den FC Bayern am Freitag, den 30.September 2022, in der Bundesliga mit einem schweren Heimspiel gegen Bayer Leverkusen weiter.
Am Sonntag, einen Tag nach der Blamage in Augsburg, ging die Mannschaft des FC Bayern zum Oktoberfest auf die Wiesn. Ein falsches Zeichen und Signal. Nach vier Ligaspielen ohne Sieg mit dem negativen Höhepunkt in Augsburg, hätte man den Wiesn-Besuch streichen müssen. Es kann nicht angehn, das man nach so einer Blamage noch auf das Oktoberfest geht. Selbst wenn es eine vertragliche Verpflichtung gewesen sein sollte, hätte man den Wiesn-Besuch dennoch streichen müssen. So kann und darf es nicht weiter gehen. Da muß jetzt endlich ein anderer Wind wehen und auch von der Vereinsführung mal deutliche Worte kommen in Richtung Mannschaft und Trainer.
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