Bitterer hätte es nicht kommen können. Das Glück stand dem FC Bayern (im Gegensatz zu Vereinen im Westen) die ganze Saison nicht zur Seite. Was aber beim Halbfinal-Rückspiel in der Champions League bei Real Madrid passierte, toppte alles. Erinnerungen an das CL-Finale 1999 wurden wach. Bis kurz vor Schluss führte der FC Bayern bei Real Madrid mit 1:0 und stand bereits mit einem Bein im Finale in Wembley. Doch zwei späte Gegentore und ein nicht gegebenes, reguläres Tor in der Nachspielzeit besiegelten das Ausscheiden des FC Bayern. Auch einige Personalentscheidungen von Trainer Tuchel werfen Fragen auf.
Es begann eigentlich schon vor dem Anpfiff bei der Aufstellung. Alexandar Pavlovic bekam den Vorzug gegenüber Leon Goretzka. Auch Thomas Müller saß zunächst nur auf der Bank. Wie kann man den noch recht unerfahrenen Pavlovic dem gestandenen Goretzka vorziehen und auf die Erfahrung eines Thomas Müller verzichten? Während Müller später noch eingewechselt wurde kam Goretzka gar nicht zum Einsatz.
Bei Führung wechselte Tuchel fast die komplette Offensive aus. Leroy Sane, Jamal Musiala und sogar Harry Kane. Es kamen Minjae Kim und Eric Maxim Choupo-Moting ins Spiel. Kein gutes Zeichen an die Mannschaft und eine klare Schwächung. Die Folge waren die beiden späten Gegentreffer. Tuchel hatte sich vercoacht. Dieses Ausscheiden hat nicht nur der Schiedsrichter, sondern auch Tuchel zu verantworten. Man kann echt froh sein, dass man Tuchel als Trainer des FC Bayern bald los ist.
Bitter war auch, dass Serge Gnabry angeschlagen relativ früh ausgewechselt werden mußte. Für ihn kam Alphonso Davies in die Partie. Insgesamt lief es mal wieder maximal bitter für den FC Bayern.
Real Madrid begann erwartungsgemäß druckvoll und hatte dann die erste Doppelchance. Erst lenkte Manuel Neuer einen Ball von Junior an den Pfosten und parierte glänzend gegen den Nachschuss von Rodrygo. Harry Kane hatte dann die erste gute Gelegenheit für den FC Bayern. Der FC Bayern kämpferisch stark, aber Real Madrid hatte mehr vom Spiel. Junior mit der nächsten guten Möglichkeit für Real, aber Neuer zur Stelle. So ging es torlos in die Halbzeit. Auch wenn Real viel Druck machte ließ der FC Bayern nicht viel zu in der ersten Halbzeit.
Auch nach dem Wechsel Real weiter mit Druck, aber die Bayern-Defensive stand und hatte durch den eingewechselten Davies einen guten Abschluss. Kurz darauf dann Kane mit dem nächsten Versuch für den FC Bayern. Auf der anderen Seite vergab Rodrygo eine Gelegenheit für Real. Kurz darauf wieder Real, wieder Rodrygo und wieder Neuer auf dem Posten. Die nächste Chance für Real vergab Junior. Dann mal Entlastung für den FC Bayern. Jamal Musiala mit einem guten Abschluss. Wenig später dann aber großer Jubel beim FC Bayern. Alphonso Davies brachte den FCB in Führung. Das Finale in Wembley plötzlich ganz nah. Plötzlich aber der Ball im Bayern-Tor. Das Tor von Nacho zählte aber zu recht nicht, weil Nacho vorher Joshua Kimmich klar gefoult hatte. Kurz darauf hatte Kane den zweiten Bayern-Treffer auf dem Fuß, scheiterte aber knapp. Der eingewechselte Kim traf dann die Latte des Real-Tores. Ein Treffer hätte aber wohl nicht gezählt, weil auf Foul entschieden wurde. Dann Real durch Junior mit einem gefährlichen Abschluss. Sane, Kane und Musiala waren bereits ausgewechselt, da passierte es. Kurz vor Schluss traf Joselu zum Ausgleich. Dem ging aber ein schwerer Fehler von Neuer voraus, der den Schuss von Junior nicht festhalten konnte und Joselu abstaubte. Aber es kam noch bitterer. In der Nachspielzeit traf Joselu gar zum 2:1 für Real. Es wurde zwar zunächst auf Abseits entschieden, war es aber nicht und der Treffer zählte. Doch damit nicht genug. Der große Aufreger kam dann tief in der Nachspielzeit. De Ligt traf nochmal ins Real-Tor. Es wurde aber vorher auf Abseits entschieden und somit zählte der Treffer nicht. Der Schiedsrichter pfiff mitten im Angriff des FC Bayern. Dabei haben die Schiedsrichter wohl die Anweisung bei knappen Entscheidungen den Angriff erst zu Ende spielen zu lassen, damit danach durch den VAR überprüft werden kann. Das tat der Schiedsrichter nicht. Zudem war es wohl nicht mal Abseits. Hier könnte ein Regelverstoß des Schiedsrichters vorliegen. Das sollte der FC Bayern auf jeden Fall prüfen und gegebenenfalls einen Einspruch gegen die Spielwertung prüfen. Begeht der Schiedsrichter einen Regelverstoß, ist es dann keine Tatsachenentscheidung mehr, muß ein Protestgrund vorliegen und eine Neuansetzung diskutiert werden, gerade bei so einer entscheidenden Szene. Das zu prüfen ist der FC Bayern dem Verein, den Fans und den Mitgliedern schuldig. Das darf nicht einfach so hingenommen und akzeptiert werden.
Während der Nachspielzeit-Meister Duselkusen die ganze Saison das Glück und den Dusel gepachtet zu haben scheint (die hatten in dieser Saison mehr Dusel, als Bayern in den letzten zwei Jahrzehnten) und Dortmund nur mit sehr viel Glück und unverdient in Paris weiter gekommen ist, lief es beim FC Bayern mal wieder maximal unglücklich und scheidet sehr unglücklich aus. Der FC Bayern war die gesamte Saison nicht vom Glück verfolgt. Das ist einfach Fakt und kann niemand bestreiten. Nimmt man das Hinspiel gegen Real Madrid dazu, in dem der FC Bayern die klar bessere Mannschaft war, ist das Ausscheiden auf jeden Fall unverdient und die bessere Mannschaft ist nicht im Finale.
Damit ist es Fakt, dass es die erste titellose Saison des FC Bayern seit der Saison 2011/12 wird. Man hätte sich schon vor zwei oder drei Monaten von Tuchel trennen müssen, dann hätte diese Saison womöglich ein anderes Ende genommen. Diesen Schuh muß sich vor allem Herr Dreesen und der Rest des Vorstands anziehen, die Tuchel bis zum Saisonende weiter wurschteln ließen. Deswegen müssen einige Herren in Frage gestellt werden. Dass es mit Tuchel und dem FC Bayern nicht klappt und nicht passt war schon schnell zu erkennen. Da man sich entschied sich nach der Saison von Tuchel zu trennen hätte man ihn dann sofort entlassen müssen. Warum soll der Trainer jetzt noch der richtige sein, aber nach der Saison nicht mehr? Das ist Unsinn und spiegelt offensichtliche Fachunkenntnis bei einigen Herren im Vorstand wider.Tuchel ist der schlechteste Bayern-Trainer seit Sören Lerby in der Horrorsaison 1991/92. An Tuchel festzuhalten war die größte Fehlentscheidung beim FC Bayern seit vielen, vielen Jahren. Diese verkorkste Saison haben in erster Linie Tuchel und Dreesen, der an Tuchel bis zum Saisonende festhielt, zu verantworten. Deswegen muß auch Dreesen in Frage gestellt werden.
Fakt ist auch, dass seit dem Abschied von Kalle Rummenigge als Vorstandsboss es langsam, aber sicher bergab ging. Schon der Gewinn der Meisterschaft in der letzten Saison kam am letzten Spieltag recht glücklich zustande. Das hätte Warnung genug sein müssen. Am bittersten ist sicher die verspielte Meisterschaft aufgrund einiger unnötiger Niederlagen. Hätte der FC Bayern konstant seine Leistung gebracht und Leverkusen nicht dieses unverschämte Glück gehabt, dann wäre der FC Bayern sicher wieder Deutscher Meister geworden. Es kam in dieser Saison alles Negative zusammen, dazu auch viele Verletzungen von wichtigen Spielern.
Trotz aller Enttäuschung haben die Spieler die Verpflichtung die beiden letzten Bundesliga-Spiele dieser Saison am kommenden Sonntag gegen den VfL Wolfsburg daheim in der Allianz Arena im letzten Heimspiel dieser Saison und am Samstag nächster Woche bei der TSG Hoffenheim seriös anzugehen. Ob man die Spieler für den zweiten Platz in der Bundesliga aber noch motivieren kann ist zu bezweifeln. Wahrscheinlich wird als letztes auch das noch verspielt.
Aber immerhin ist man in 1,5 Wochen den Trainer, der diese Saison komplett in den Sand gesetzt hat, endlich los. Zur neuen Saison bekommt der FC Bayern dann hoffentlich wieder einen guten Trainer, damit man dann hoffentlich wieder angreifen kann.
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